Was kann ich tun, um meine Nervosität beim Bewerbungsgespräch in Grenzen zu halten?

Machen Sie sich zunächst klar, dass ein Bewerbungsgespräch aus einzelnen Fragen besteht, auf die Sie antworten werden. Aus einem diffusen riesigen Angstgebilde können auf diese Weise viele kleine, ganz konkrete Puzzleteile werden, die nach und nach bearbeitet werden. Jede einzelne Frage, die beantwortet werden kann, ist für sich weniger bedrohlich als die Gesamtsituation.

Gute Vorbereitung (Informationen zum Unternehmen, zur Position…) trägt selbstverständlich maßgeblich dazu bei, die Nervosität zu mindern. Sehr wichtig ist auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Der Glaube an sich selbst und an die eigene Kraft kann genau so systematisch trainiert werden wie ein Muskel. Visualisieren Sie im Vorfeld – am besten mehrmals täglich – wie Sie gelassen und ruhig die richtigen Antworten finden.

Ein gewisses Maß an Nervosität direkt vor dem Gespräch wird wahrscheinlich immer bleiben, weil das auch ein Zeichen dafür ist, dass Sie die Sache ernst nehmen und die Position und das Unternehmen Ihnen wichtig sind.

Wenn es zu schlimm wird, hilft tiefes und regelmäßiges Ein- und Ausatmen. Legen Sie dabei die Hände auf den Bauch und beachten Sie, dass die Phase des Ausatmens länger sein sollte als das Luft holen. Ein simpler Trick um sich abzulenken und die Konzentration zu steigern: Sehen Sie eine Minute lang den Sekundenzeiger Ihrer Uhr an. Versuchen Sie, die Umgebung völlig außer Acht zu lassen und nur die Drehungen des Zeigers zu beobachten. Holen Sie dabei ein paar Mal tief Luft.

Wie beantworte ich die Frage “Haben Sie sich auch bei anderen Unternehmen beworben?”?

Hintergrund dieser Frage ist, Aufschluss über Ihre Motivation zu erhalten. Ihre Gesprächspartner/innen möchten herausfinden, wie ernst es Ihnen mit der Stellensuche ist und wie zielgerichtet Sie vorgehen. Natürlich versucht Ihr/e Gesprächspartner/in auch zu ergründen, wie wichtig Ihnen dieses Vorstellungsgespräch ist. Es ist durchaus akzeptabel, dass Sie sich bei mehreren Unternehmen bewerben. Es wäre ziemlich naiv zu glauben, dass eine einzige Bewerbung ausreichend ist. Insofern können Sie diese Frage ehrlich beantworten. Aktive Bemühungen um einen Arbeitsplatz werden auch eher positiv bewertet. Auch wenn Sie ein bisschen erzählen, sollten Sie nicht zu sehr ins Detail gehen. Eine genaue Zahl müssen Sie nicht angeben, auch die namentliche Nennung der Unternehmen sollten Sie unterlassen. Es reicht, über die Branche und den Tätigkeitsbereich zu sprechen. Ihre Zielstrebigkeit sollte auch hier klar werden, d.h. Ihrem Gesprächspartner sollten Sie nicht das Gefühl vermitteln, dass Sie sich wahllos bei -zig Unternehmen beworben haben und dies auf Ihrer Präferenzliste relativ weit unten rangiert. Die Kunst ist, dem potentiellen Arbeitgeber durch die Art der Formulierung der Antwort das Gefühl zu geben, dass Sie sich für diese Stelle besonders interessieren.

Was sollte ich im Telefoninterview beachten?

Gespräche per Telefon müssen ohne optische Signale des Gesprächspartners oder der Gesprächspartnerin auskommen. Deshalb ist beim Formulieren besondere Sorgfalt geboten:

– Vermeiden Sie sehr lange Sätze

– Nennen Sie Beispiele um das Gesagte zu verdeutlichen

– Ihr Gegenüber bemerkt, ob Sie lächeln oder nicht, auch ob Sie am Sofa lümmeln oder aufrecht stehen.

– Eventuellen Missverständnissen  können Sie mit Kontrollfragen entgegen wirken: “Habe ich Sie richtig verstanden, dass …?”

Welche Rolle spielt der persönliche Eindruck bei der Beurteilung der Kandidat/inn/en im Bewerbungsgespräch?

Personalverantwortliche betonen immer wieder, dass nicht nur die Qualifikationen, sondern ebenso die Persönlichkeit und das Auftreten der Bewerberinnen und Bewerber zählen. Diese Tatsache macht sich in den Auswahlkriterien bemerkbar. Kandidatinnen und Kandidaten scheitern immer wieder an einem unpassenden äußeren Erscheinungsbild, fehlender Selbstsicherheit und einer wenig überzeugenden Selbstdarstellung. All diese Hürden können mit einer guten Vorbereitung aus dem Weg geräumt werden.

Wenn ich im Bewerbungsgespräch aufgefordert werde, eigene Fragen zu stellen: Welche sind klug bzw. weniger klug?

Dieses Angebot wird nicht nur aus Höflichkeit gemacht, sondern ermöglicht es dem Personalverantwortlichen zu erheben, wie interessiert Sie jetzt – am Ende vom Gespräch – an der entsprechenden Position noch immer sind. Auch wenn Sie vom Gespräch bereits erschöpft sind, sollten Sie diese Chance zur Bestätigung Ihrer nachhaltigen Motivation zur Mitarbeit unbedingt nutzen und auch tatsächlich noch einige Fragen stellen. Es zahlt sich durchaus aus, die Fragen, die Sie im Gesprächsverlauf klären wollen, bereits zu Hause vorzubereiten. Dies kann die Form einer persönlichen Frageliste haben, die Sie spätestens jetzt hervorziehen, um die noch offen gebliebenen Punkte mit Ihrem Gesprächspartner zu klären.

Geeignete Fragen können sich unter anderem auf folgende Themen beziehen:

– noch offene Fragen der Stellen- und Aufgabenbeschreibung

– genauere Beschreibung der Arbeitsrahmenbedingungen

– Gründe für die (Neu-)Besetzung der Position

– Stellung innerhalb der Firmenhierarchie

– noch ungeklärte Entwicklungsmöglichkeiten (inkl. Weiterbildung)

– Art und Dauer der Einarbeitung (falls noch offen) usw.

Ist es üblich, dass beim Bewerbungsgespräch in eine andere Sprache umgeschwenkt wird?

Wenn Sprachkenntnisse für diesen Job wichtig sind, müssen Sie damit rechnen, dass das Interview – zumindest für eine Zeit lang – in der Fremdsprache geführt wird. Sofern die Fremdsprache Einstellungsvoraussetzung ist, wird man sinnvollerweise prüfen, wie gut Sie die Sprache beherrschen. Ist die Sprache für die aktuelle Position elementar kann es passieren, dass das komplette Gespräch in  der Fremdsprache geführt wird.

Was sollte ich bei der Aufforderung “Erzählen Sie von sich selbst!” im Bewerbungsgespräch beachten?

Diese Aufforderung wird meist ganz bewusst offen formuliert. Der/die Gesprächspartner/in definiert absichtlich keine Fragenschwerpunkte (wie z.B. in “Erzählen Sie mir etwas über Ihren Ausbildungsverlauf!”) weil er/sie Ihnen die Auswahl der Präsentationsinhalte überlassen möchte. Davon leitet er/sie in weiterer Folge die persönliche Wertigkeit, welche diese Inhalte für Sie besitzen, ab. Entscheidend für den Aufbau Ihrer Antwort sind folgende Aspekte: Womit beginnen Sie? Was ist Ihnen wichtig, Ihrem/r Gesprächspartner/in über sich mitzuteilen? In einem etwa 5-minütigem Vortrag präsentieren Sie die Daten aus Ihrer Bewerbung und Ihrem Lebenslauf. Ganz wichtig: Nicht den Lebenslauf stupide herunterspulen, sondern Wichtiges hervorheben und ausführen. D.h. Sie sollten möglichst nicht chronologisch bei der Grundschule anfangen und mit den Hobbys aufhören, sondern die Aspekte in den Vordergrund stellen, die entscheidend für Ihre Qualifikation für den zu besetzenden Job waren. Dies kann z.B. die Schwerpunktsetzung im Studium, das Thema der Abschlussarbeit, Praktika, ein Semesterjob oder Auslandsaufenthalt sein.

Es reicht, weniger Wichtiges am Rande zu erwähnen. Anhand der Reaktion Ihrer Gesprächspartner/innen merken Sie, ob Sie einzelne Punkte noch weiter ausführen sollten. Wenn Sie unsicher sind, inwieweit ein Punkt für die Bewerbung wichtig ist, fragen Sie einfach nach, ob weitere Informationen zu diesem Thema gewünscht werden. Sie strahlen Selbstsicherheit aus, wenn Sie frei sprechen und während der Präsentation Blickkontakt mit Ihrem/r Gesprächspartner/in halten.

Wie sollte ich die Frage “Warum sollten wir gerade Sie einstellen?” beantworten?

Sehr oft wird diese Frage mit einem Satz wie “Weil ich alle Voraussetzungen, die in der Stellenausschreibung angegeben sind, erfülle” beantwortet. Das ist zwar ein wichtiges Argument, aber der Gesprächspartner bekommt erst dann einen klaren Eindruck von Ihnen, wenn Sie in die Tiefe gehen.

Das können Sie, indem Sie einige Anforderungen herausgreifen und erzählen, inwiefern Sie über diese Kompetenz verfügen und wie Sie diese in Ihrem bisherigen Arbeitsleben erfolgreich eingesetzt haben. Damit bringen Sie nicht nur Leben in Ihre Selbstpräsentation, sondern machen sich als individuelle Persönlichkeit greifbar.

Wichtig ist es vor allem, einen klaren Eindruck zu hinterlassen. Suchen Sie nicht verzweifelt nach irgendeinem ausgefallenen Wesenszug, wodurch Sie sich von anderen abheben. Die Unternehmen suchen in den allermeisten Fällen “nur” gute Leute, welche die ausgeschriebene Stelle gut ausfüllen und zum Firmengeist passen. Und diese Frage zielt darauf ab, herauszufinden, ob das der Fall ist oder eher weniger. Konzentrieren Sie sich auf sich selbst, machen Sie sich Ihre fachlichen und persönlichen Kompetenzen und Stärken sowie Ihre Motivation klar.

Welche Unterlagen soll ich zum Bewerbungsgespräch mitnehmen?

Es kann nicht schaden, wenn Sie einen Satz Bewerbungsunterlagen bei sich haben, da eventuell nicht alle Gesprächspartner Ihre Bewerbung gesehen haben. Wenn Sie eine Abschlussarbeit geschrieben haben, die für das Unternehmen von Interesse sein könnte, die Sie aber selbstverständlich nicht jeder Bewerbung beilegen können, sollten Sie die Arbeit mitnehmen. Ihre Fragen an Ihren potenziellen Arbeitgeber können Sie sich in einer Art Checkliste aufschreiben. Mit Sicherheit gehören zur Ausrüstung ein Block und ein Stift, damit Sie sich Notizen machen können.

Wie gehe ich mit der Frage “Warum sollen wir gerade Sie einstellen?” im Gespräch um?

Eines gleich vorweg: diese Frage ist in den seltensten Fällen eine Provokation. Der/die Interviewer/in will damit herausfinden:
– Wie gut sind Sie vorbereitet? Haben Sie sich im Vorfeld Gedanken gemacht?
– Wie gut wissen Sie über die Stelle/ das Unternehmen / die Branche Bescheid?
– Wie gut kennen Sie sich selbst und Ihre Stärken – fachlich wie persönlich?
– Wie sieht Ihre Motivation aus?
– Wie gehen Sie mit einer solchen Frage um? Wie reagieren Sie?
– Wie präsentieren Sie sich selbst?
– Wie sind Ihre Umgangsformen?

Sie sehen also, diese Frage ist aus Unternehmenssicht sehr interessant. Es ist also besser, Sie rechnen damit, dass diese Frage in der einen oder anderen Form gestellt wird. Ich rate Ihnen sogar, diese Frage als Chance zu sehen, um sich intensiv auf das Gespräch vorzubereiten und möglichst gut über sich Bescheid zu wissen. Falls die Frage doch provokant gestellt wird, konzentrieren Sie sich auf den Inhalt der Frage und schieben Sie den unangenehmen Ton bewusst zur Seite. Beantworten Sie die Frage und lassen Sie sich nicht auf den provokanten Ton ein. Auch hier können Sie punkten, wenn Sie durch eine gute Vorbereitung eine gute Antwort haben.